
Im 13. Jahrhundert leitete „Das Buch der Wunder der Welt“ eine neue Ära ein. Marco Polos Erzählungen über seine Reisen nach China entfachten in Europa das Interesse daran, die Seidenstrasse zwischen Ost und West zu öffnen. Dies förderte einen Geist von Entdeckungsdrang und wirtschaftlicher Expansion, der die Zukunft des globalen Handels prägen sollte.
Kaufleute aus Norditalien, die eine zentrale Rolle bei der Erschliessung dieser neuen Chancen spielten, machten eine neue Zahlungsmethode zur Unterstützung von Handelskrediten populär. Jahrhunderte später spielt der Wechsel noch immer eine entscheidende Rolle im internationalen Handel.
Was ist ein gezogener Wechsel?
Ein Wechsel ist ein Handelsdokument, in dem sich der Schuldner (Bezogener) verpflichtet, dem Gläubiger (Aussteller) an einem festgelegten Datum einen bestimmten Geldbetrag zu zahlen. Sobald diese Vereinbarung getroffen ist, ist sie rechtlich verbindlich.
Der Aussteller kann den Wechsel an eine dritte Partei (Zahlungsempfänger oder Begünstigter) übertragen. Dadurch eignet sich der Wechsel hervorragend zur Übertragung und Umlauf von Handelsforderungen.
Wie ein gezogener Wechsel funktioniert
Der Prozess beginnt damit, dass der Aussteller (Wechselzieher) den Wechsel ausstellt. Der Bezogene (Schuldner) akzeptiert anschliessend den Wechsel und verpflichtet sich damit, den angegebenen Betrag an den Zahlungsempfänger (Begünstigten) zu zahlen.
Der Betrag muss klar ausgewiesen und das Fälligkeitsdatum zwischen den Parteien vereinbart sein. Ein Wechsel kann entweder bei Sicht (sofort bei Vorlage) oder an einem bestimmten Datum fällig sein – insbesondere wenn ein Handelskredit gewährt wird.
Das wesentliche Merkmal des Wechsels ist, dass er nach der Unterzeichnung einen unbedingten Zahlungsauftrag darstellt. Das bedeutet: Die Zahlung muss geleistet werden, unabhängig von anderen Ereignissen oder Bedingungen.
Arten von Wechseln
Das Verständnis der verschiedenen Wechselarten ist für den internationalen Handel von grosser Bedeutung. Hier sind die wichtigsten Typen:
- Handelswechsel (Trade Draft): Wird von Privatpersonen oder Unternehmen im Rahmen von Handelsgeschäften ausgestellt.
- Bankwechsel (Bank Draft): Wird von einer Bank ausgestellt und garantiert die Zahlung – häufig genutzt zur Absicherung von Transaktionen.
- Sichtwechsel (Sight Draft): Zahlung ist sofort bei Vorlage des Wechsels fällig – keine Zahlungsfrist.
- Zeitwechsel (Time Draft): Gibt ein zukünftiges Zahlungsdatum an – der Schuldner hat somit Zeit, die nötigen Mittel zu beschaffen.
Das Wechselgesetz von 1882 bis heute
Die älteste noch gültige gesetzliche Regelung für dieses Zahlungsmittel ist das britische Bills of Exchange Act von 1882. Dieses Gesetz hat die Regeln für gezogene Wechsel, Schecks und Eigenwechsel (Promissory Notes) festgelegt und damit einen klaren rechtlichen Rahmen geschaffen – der auch heute noch von grosser Bedeutung ist.
Viele Länder haben die Grundsätze übernommen, die in der UN-Konvention über internationale Wechsel und internationale Eigenwechsel festgelegt sind. Dennoch unterscheiden sich die gesetzlichen Regelungen je nach Rechtsordnung, insbesondere in Bezug auf Formvorschriften, Durchsetzbarkeit und Übertragbarkeit.
Der gezogene Wechsel im Vergleich zu anderen Finanzinstrumenten
Natürlich gibt es auch andere Finanzinstrumente – doch wie schneiden diese im Vergleich zum gezogenen Wechsel ab? Hier einige gängige Alternativen:
- Akkreditive (Letters of Credit): Bieten höhere Zahlungssicherheit, sind jedoch teurer und komplexer in der Abwicklung. Besonders geeignet bei hohem Risiko oder unbekannten Handelspartnern.
- Eigenwechsel (Promissory Notes): Nicht handelbar und werden meist bei einfachen Kreditvereinbarungen zwischen zwei Parteien verwendet. Hier verspricht der Schuldner direkt die Zahlung.
- Schecks (Cheques): Weniger formell, vor allem für kleinere, inländische Zahlungen gedacht. Im Gegensatz dazu sind Wechsel besser für den internationalen Handel geeignet und bieten strukturiertere Zahlungsbedingungen.
Bedeutung des Wechsels im internationalen Handel
Der Wechsel ermöglicht internationalen Handel und bietet gleichzeitig finanzielle Sicherheit. Er stellt ein formelles, rechtlich bindendes Zahlungsversprechen dar – ein entscheidender Faktor in Geschäftsbeziehungen, in denen Vertrauen und Kreditwürdigkeit eine zentrale Rolle spielen.
Da der Wechsel handelbar ist, kann er übertragen oder diskontiert werden. Dadurch erhalten Unternehmen Liquidität und Flexibilität. Diese Kombination aus Sicherheit, Durchsetzbarkeit und Anpassungsfähigkeit macht den Wechsel zu einem unverzichtbaren Instrument im globalen Handel.
Märkte, in denen der Wechsel häufig eingesetzt wird, weisen typischerweise folgende Merkmale auf:
- Hohe Volatilität: In wirtschaftlich instabilen Märkten dient der Wechsel der Absicherung zukünftiger Zahlungen.
- Vertrauen in traditionelle Instrumente: In Regionen, die klassische Zahlungsmittel bevorzugen, ist der Wechsel aufgrund seiner langen Geschichte und Zuverlässigkeit weiterhin beliebt.
- Strenge Regulierung: In Ländern mit einem klar geregelten Rechtsrahmen für Wechseltransaktionen bietet er rechtliche Sicherheit und Transparenz.
- Aktiver Aussenhandel: Staaten mit hohen Export- und Importquoten nutzen den Wechsel, um den grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsfluss effizient zu gestalten.
- Begrenzter Zugang zu modernen Technologien: In Märkten, in denen Digitalisierung und elektronische Zahlungssysteme noch nicht weit verbreitet sind, bleibt der Wechsel eine verlässliche Zahlungsform.
Fazit: Vorteile der Verwendung von gezogenen Wechseln
Ein Wechsel bietet sowohl Verkäufern als auch Käufern im B2B-Geschäft erhebliche Vorteile:
- Für Verkäufer (Gläubiger):
- Zahlungssicherheit durch ein rechtlich verbindliches Zahlungsversprechen.
- Möglichkeit, den Wechsel bei einer Bank zu diskontieren, um sofortige Liquidität zu erhalten.
- Für Käufer (Schuldner):
- Zahlungsaufschub, was ihnen Zeit gibt, die erhaltenen Waren weiterzuverkaufen, bevor die Zahlung fällig wird.
- Flexiblere Liquiditätsplanung.
Darüber hinaus ist der Wechsel ein handelbares Finanzinstrument, das an Dritte übertragen oder bei Banken abgezinst werden kann. Dadurch entsteht finanzielle Flexibilität für alle Beteiligten.
Hauptnachteil:
Das grösste Risiko besteht in der Möglichkeit, dass der Bezogene (Schuldner) nicht zahlt. Dieses Zahlungsausfallrisiko kann jedoch durch Kreditversicherungen oder Bonitätsprüfungen reduziert werden.
Atradius unterstützt Unternehmen dabei, einen Teil der Zahlung zurückzuerhalten, falls ein Kunde nicht zahlt.

Wie Kreditversicherungen die Risiken bei der Verwendung von Wechseln mindern
Obwohl der Wechsel im Vergleich zu anderen Zahlungsmitteln eine höhere Sicherheit bietet, besteht weiterhin das Risiko eines Zahlungsausfalls. Kreditversicherer spielen eine entscheidende Rolle bei der Risikominimierung.
Sie führen umfassende Analysen der finanziellen Lage des Schuldners durch, um dessen Zahlungsfähigkeit zu bewerten. Diese vorausschauende Prüfung hilft dabei, potenzielle Risiken bereits vor Abschluss der Transaktion zu erkennen.
Darüber hinaus bieten Kreditversicherer Zahlungsgarantien, sodass der Verkäufer im Falle eines Zahlungsausfalls des Käufers entschädigt wird. Für den Fall, dass eine Forderungsbeitreibung in entfernten Märkten erforderlich ist, setzen die Versicherer verschiedene Verfahren ein, darunter rechtliche und aussergerichtliche Massnahmen, um die Zahlung sicherzustellen.
Dieser ganzheitliche Ansatz macht den Wechsel noch verlässlicher und sicherer und verschafft Unternehmen somit mehr Planungssicherheit und Vertrauen.
Zukunft des Wechsels im internationalen Handel
Seit seiner Verbreitung im Norditalien vor fast neun Jahrhunderten hat sich der Wechsel als verlässliches Instrument im globalen Handel etabliert. Zwar sind mit dem Dokumentenakkreditiv und anderen Zahlungsarten neue Möglichkeiten entstanden, die zwar höhere Zahlungsgarantien bieten, jedoch deutlich teurer und komplexer sind.
Trotz seines Alters bleibt der gezogne Wechsel auch im 21. Jahrhundert für viele Unternehmen eine kosteneffiziente Zahlungsoption. Seine Zukunft wird massgeblich von der Digitalisierung und neuen Technologien beeinflusst. Elektronische Wechsel gewinnen bereits an Bedeutung und bieten Vorteile wie höhere Effizienz und mehr Sicherheit.
Die Entwicklung zeigt, dass während die Nutzung von Papierwechseln zurückgehen dürfte, der Einsatz von elektronischen Wechseln weiter zunehmen wird – insbesondere in Kombination mit Kreditversicherungen, die das Risiko von Zahlungsausfällen mindern.
Möchten Sie erfahren, wie unsere Expertise Ihre Strategie im Kreditrisikomanagement stärken kann? Kontaktieren Sie uns gerne, um zu besprechen, wie wir Ihnen helfen können, einen Schritt voraus zu sein.
-
Der Wechsel, bzw. gezogene Wechsel, spielt eine zentrale Rolle im internationalen Handel, da er eine rechtlich verbindliche Zahlungsverpflichtung darstellt. Seine handelbare Natur ermöglicht sowohl die Übertragung als auch die Diskontierung. Damit bietet er Unternehmen sowohl Liquidität als auch Flexibilität und ist ein unverzichtbares Instrument für den globalen Handel.
-
Diese Zahlungsform wird in bestimmten Märkten eingesetzt – insbesondere in solchen mit hoher Volatilität, Vertrauen in traditionelle Zahlungsinstrumente, strengen regulatorischen Anforderungen, aktivem Aussenhandel oder eingeschränktem Zugang zu moderner Technologie. Exporteure und Importeure profitieren durch die Absicherung der Zahlung sowie durch die Möglichkeit, Zahlungsziele einzuräumen.
-
Ein Wechsel birgt jedoch das Risiko des Zahlungsausfalls. Atradius kann dieses Risiko mindern, indem wir die finanzielle Lage des Schuldners prüfen, Zahlungsgarantien bereitstellen und Inkassoverfahren anwenden. So erhöhen wir die Zuverlässigkeit und Sicherheit des gezogenen Wechsels als Zahlungsmittel.
Rückruf anfragen
Sprechen wir darüber, wie wir Sie in Ihrem Risk Management unterstützen können.
Rechtlicher Hinweis