- In Westeuropa zeichnet sich ein Trend ab, Investitionen aufzuschieben oder zu stoppen.
- Das zeigt die aktuelle Umfrage des Zahlungsmoralbarometers des Warenkreditversicherer Atradius für Westeuropa.
- Im europäischen Vergleich steht die Schweiz dennoch sehr gut da.
Zürich, den 24. Mai 2023 – Die Zahlungsmoral in Westeuropa verschlechtert sich. Insgesamt ist die Zahl verspäteter Zahlungen durch B2B-Kunden innerhalb der vergangenen zwölf Monate in Westeuropa durchschnittlich um 20 Prozent gestiegen. Zahlungsverzögerungen betreffen im Durchschnitt fast die Hälfte aller B2B-Verkäufe.
In der Schweiz sind 60 Prozent aller B2B-Verkäufe von Zahlungsverzögerungen betroffen – gegenüber 45 Prozent im vergangenen Jahr. Ein Aufwärtstrend bei den als uneinbringlich abgeschriebenen Forderungen betraf vor allem die Schweizer Stahl- und Metallindustrie. Dies führte zu einem starken Anstieg der Forderungsausfälle, die im Durchschnitt elf Prozent aller B2B-Umsätze betrafen – gegenüber sechs Prozent im Vorjahr.
„Die weltwirtschaftliche Lage einschliesslich anhaltender Inflation und steigender Zinsen führt zu verringerter Liquidität in den Unternehmen“, sagt Mathias Freudenreich, Generalbevollmächtigter und Geschäftsführer von Atradius Schweiz. „Vor allem im Elektronik- beziehungsweise IKT-Sektor besteht die Sorge, dass die anhaltend hohe Inflation zu Cashflow-Problemen führen und damit die Liquiditätslage der Unternehmen erheblich beeinträchtigen wird.“
Um sich gegen Zahlungsausfälle – und damit auch gegen eigene Liquiditätsengpässe – abzusichern, vergeben die Schweizer Lieferanten seltener Handelskredite. Laut Atradius machen diese nur noch 45 Prozent aller B2B-Verkäufe aus – gegenüber 51 Prozent im Vorjahr. Lediglich der Maschinenbausektor konnte sich mit seiner dynamischeren Exportpolitik von diesem Trend absetzen. Die allgemein gestiegene Wahrnehmung des Kundenkreditrisikos veranlasste die befragten Schweizer Unternehmen auch, die Zahlungsfristen für B2B-Kunden zu verkürzen. Diese betragen nun im Durchschnitt 28 Tage ab Rechnungsstellung, wobei nur die Unternehmen der Stahl- und Metallindustrie eine lockerere Haltung einnehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Sorge bereitet vor allem der Schweizer Franken
Sorge bereiten den Unternehmen in der Schweiz vor allem die Auswirkungen der Volatilität des Schweizer Frankens im Vergleich zu anderen Währungen: „Eine Fortsetzung dieser Wechselkursentwicklung könnte sowohl die Exportnachfrage als auch die operativen Margen unter Druck setzen“, sagt Mathias Freudenreich. Diese Befürchtung wurde laut Studie in allen Branchen geäussert.
Unterm Strich zeigen sich die Schweizer Firmen trotz der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage bemerkenswert optimistisch: 77 Prozent der befragten Unternehmen gaben laut Atradius-Studie an, dass sie in den kommenden Monaten mit einem Anstieg der Nachfrage und einem Umsatzwachstum rechnen. 54 Prozent rechnen mit einer höheren Gewinnspannen, wobei dieser Optimismus vor allem in der Elektronik-/IKT-Branche vorherrscht. Im Gegensatz dazu erwarten die Unternehmen der Stahl- und Metallindustrie aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks auf ihre Kostenstruktur eine negative Entwicklung der Gewinnmargen.
Die vollständigen Umfrageergebnisse finden Sie hier:
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Über Atradius
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