"Damit Unternehmen profitabl bleiben"

Interview mit Mathias Freudenreich, Country Manager Atradius Schweiz, über Kreditversicherungen in der heutigen Zeit.

Herr Freudenreich, warum sollte ein erfolgreiches Unternehmen mit grundsoliden Zahlen heute in eine Kreditversicherung investieren? Es läuft doch alles rund.

„Viele Unternehmen haben von der Globalisierung sowie von den modernen Technologien und Transportmöglichkeiten, die Geschäfte in der ganzen Welt möglich machen, profitiert. Gleichzeitig steigen in einer immer internationaleren und immer stärker vernetzten Wirtschaft aber auch die Risiken für Forderungsausfälle, wie uns aktuell die durch das Corona-Virus verursachte Wirtschaftskrise zeigt. Produkte oder Geschäftsmodelle, die über Jahrzehnte erfolgreich waren, können von heute auf morgen vom Markt verschwunden sein – und somit Abnehmer, die stets verlässlich gezahlt haben, in kürzester Zeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Hinzu kommen politische Risiken in anderen Ländern, wodurch Zahlungen für gelieferte Waren oder erbrachte Dienstleistungen verhindert werden. Das kann dann auch erfolgreiche Unternehmen in Bedrängnis bringen. Vor diesem Hintergrund ist eine Kreditversicherung gerade in der heutigen Zeit ein wichtiges Instrument, damit Unternehmen profitabel bleiben und auch weiterhin gute Ergebnisse präsentieren.“

Wie kann eine Kreditversicherung da helfen?

„Die Lieferung auf Zahlungsziel ist die nach wie vor gängigste Zahlmethode – und im harten, internationalen Wettbewerb häufig ein wichtiges Kriterium, damit ein Lieferant einen Auftrag überhaupt bekommt. Damit geht er aber ein hohes Risiko ein – denn seine Liquidität hängt dann letztlich vom Zahlungsverhalten seines Kunden ab.  Fällt die Zahlung aus, kann es eng werden. Die Kreditversicherung ist das ideale Mittel, um die für den Kunden sehr attraktive Zahlungskondition ‚auf Rechnung‘ mit mehr Sicherheit zu verbinden. Sollte es beim Kunden zum Zahlungsverzug oder gar zu einer Insolvenz kommen, entschädigt Atradius und fängt die Auswirkungen für den Lieferanten ab.“

Ein Unternehmen mit einem diversifizierten Kundenstamm wird einen solchen Ausfall verkraften können, sollte man meinen.

„Eine Kreditversicherung hilft nicht nur im konkreten Schadenfall. Sie ist auch ein wirkungsvolles Instrument zur Risikovermeidung sowie zur strategischen Geschäftsplanung. Durch unsere Präsenz in mehr als 160 Büros in über 50 Ländern kennen wir die Besonderheiten einzelner Märkte sehr genau. Einzelne Firmen müssten erhebliche Sach- und Personalaufwendungen vornehmen, um so einen Überblick über Zahlungsausfallwahrscheinlichkeiten zu bekommen. Damit geht der Mehrwert weit über den eigentlichen Deckungsschutz hinaus. Mit unserem Wissen um Ausfallrisiken unterstützen wir Unternehmen beispielsweise bei Expansionsentscheidungen, wenn es um die Auswahl von attraktiven Exportdestinationen geht. Weiterhin hilft eine Kreditversicherung auch bei Verhandlungen mit Banken, da die Auszahlungsansprüche aus der Versicherung letztlich auch an ein Kreditinstitut als Sicherheit abgetreten werden können, um etwa den eigenen Kreditspielraum für Investitionen zu erhöhen. Schlussendlich reduziert eine Kreditversicherung auch den Aufwand der Debitorenüberwachung erheblich.“

Das klingt vor allem für grosse Konzerne interessant, für kleine und mittelständische Unternehmen eher weniger.   

„Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ist der Schutz vor Forderungsausfällen existenziell. KMU sind häufig von wenigen Abnehmern abhängig, in der Folge geraten sie oft in eine Folgeinsolvenz, wenn ein Abnehmer zahlungsunfähig ist. Darüber hinaus können wirtschaftliche Durststrecken die Eigenkapital-Position schwächen, so dass sie schon der Zahlungsverzug einer einzelnen Forderung in Bedrängnis bringen kann. Atradius bietet mit seinem modularen System ein flexibles Modell an, durch den sich der Versicherungsschutz auch für KMU individualisieren und preiswert anbieten lässt.“

Wie hoch ist der Eigenaufwand, den ein Unternehmen trotz Kreditversicherung betreiben muss?

„Gering. Es gehört zu unserem Verständnis von Service, dass wir bei unseren Geschäftspartnern regelmässig erfragen, wie wir sie bestmöglich unterstützen können und dieses Feedback dann schnell umsetzen. So entwickeln wir beispielsweise unsere kostenlosen Online-Tools für das Forderungsmanagement ständig weiter: Atradius Insights, das bei der Analyse des Zahlungsverhaltens von Abnehmern hilft, haben wir jüngst um fünf Recherchemöglichkeiten ergänzt. Unternehmen können damit Geschäftsentscheidungen präziser und zügig vorbereiten. Mit unserem Kundenportal Atrium ist das Forderungsmanagement der Unternehmen weiter erleichtern, da zum Beispiel Kreditlimitanträge und Zahlungsverzögerungen deutlich schneller online eingereicht werden können. Darüber hinaus passen wir unsere Produkte ständig den Marktgegebenheiten an. Schlussendlich verstehen wir unter Kundenorientierung auch simple, aber alles andere als alltägliche Dinge, zum Beispiel, dass alle Atradius-Kunden stets einen persönlichen Ansprechpartner in den Bereichen Claims, Account Management und Risk Services haben, der ihnen jederzeit kompetent weiterhilft.“

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie aktuell für das Forderungsmanagement in der Schweiz?

„Entgegen der gängigen Meinung erfahren Schweizer Unternehmen aktuell nicht die beste Zahlungsmoral. Knapp 11 % der Forderungen der befragten Schweizer Unternehmen waren laut unseres aktuellen Zahlungsmoralbarometers zuletzt uneinbringlich und mussten abgeschrieben werden. Auch der Anteil des Umsatzvolumens, der am Fälligkeitstag noch nicht bezahlt war, ist bei den Schweizer Firmen durch Corona erheblich gestiegen. Laut der Befragung lag er 2021 bei 58 %, nachdem er im Vorjahr bereits auf 46 % angestiegen war.

Die Schweiz ist eine ausgesprochene Exportwirtschaft. Deshalb sollten sich auch hierzulande die Unternehmen genau die politische Entwicklung in Europa anschauen mit den zunehmenden Instabilitätsfaktoren, die sich zuletzt beispielsweise durch das Votum für den Brexit oder die politische Situation in der Türkei gezeigt haben. Darüber hinaus bleibt die Volatilität der Rohstoffpreise ein wichtiges Thema. Die Schweiz ist ein Trading-Hub, alle Rohstoffhändler in der Schweiz setzten mit 700 Milliarden Franken nochmals deutlich mehr um als das gesamte Schweizer BIP – die schweizerischen Trader sind denn auch die stärkste Käufergruppe am Kreditversicherungsmarkt. 

Schliesslich wird es in den kommenden Jahren für die Credit Manager selbst darauf ankommen, neue Technologien zu verstehen und in das Forderungsmanagement zu integrieren. Effizienzsteigerung, innovative Bezahlsysteme oder beispielsweise bankenunabhängige Fintechs, die neuen Finanzierungssysteme anbieten, werden eine noch grössere Rolle spielen. Auch die Entwicklung von neuen, virtuellen Währungen wie Bitcoin sollten wir im Auge behalten und ihre Vor- und Nachteile genau analysieren.“

 

Für weitere Informationen

Atradius Kreditversicherung                               

 

Astrid Goldberg, Pressesprecherin
Klausstrasse 43
8034 Zürich
Telefon: + 41 43 300 6460
E-Mail: astrid.goldberg@atradius.com   

 

Stefan Deimer, Pressereferent
Klausstrasse 43
8034 Zürich
Telefon: + 41 43 300 6460
E-Mail: stefan.deimer@atradius.com        

           

 

Stand: September 2021

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