
In der Schweiz ist die Betreibung das staatlich geregelte Verfahren zur Eintreibung offener Forderungen. Der Gläubiger stellt beim Betreibungsamt ein Betreibungsbegehren, woraufhin das Amt einen Zahlungsbefehl an den Schuldner zustellt. Dieser hat dann 20 Tage Zeit, die Forderung zu begleichen oder Rechtsvorschlag zu erheben. Kommt es nicht zu einer Einigung, kann das Verfahren bis zur Pfändung oder gar zur Konkurseröffnung weitergehen.
Bei einem Inkasso-Dienstleister handelt es sich um ein privates Unternehmen, das aussergerichtlich versucht, Ihre Forderungen einzutreiben. Inkasso-Unternehmen kontaktieren den Schuldner, verhandeln Zahlungspläne oder Ratenvereinbarungen und können – sofern das scheitert – ebenfalls gerichtliche Schritte einleiten. Der Vorteil: Häufig haben Inkasso-Dienstleister spezialisierte Teams und automatisierte Prozesse, die den Einzug der Forderungen effizient gestalten.
Ablauf einer Betreibung in der Schweiz
1. Einleitung der Betreibung
Der Gläubiger reicht ein Betreibungsbegehren beim zuständigen Betreibungsamt ein. Das Amt prüft das Begehren und leitet das Verfahren offiziell ein.
2. Zustellung des Zahlungsbefehls
Das Betreibungsamt stellt dem Schuldner einen Zahlungsbefehl zu, in dem dieser aufgefordert wird, die offene Forderung innerhalb einer festgelegten Frist – in der Regel 20 Tage – zu begleichen oder Rechtsvorschlag zu erheben.
3. Fortsetzung der Betreibung
Bleibt die Zahlung aus oder wird ein unberechtigter Rechtsvorschlag erhoben, können Sie das Fortsetzungsbegehren stellen. Je nach Art der Forderung kann eine Pfändung durchgeführt oder ein Konkursverfahren beantragt werden.
4. Verwertung und Abschluss
Bei erfolgreicher Pfändung werden Vermögenswerte versteigert oder im Freihandverkauf veräussert. Ist der Erlös nicht ausreichend, erhalten Sie einen Verlustschein als Beleg Ihrer Forderung. Der Vorgang endet, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Vorteile und Nachteile der Betreibung
Vorteile:
- Amtlicher Rechtsweg mit klaren Fristen und Regeln.
- Hohe Verbindlichkeit für den Schuldner.
- Bei Erfolg Pfändung oder Konkursverfahren möglich, um Ansprüche durchzusetzen.
Nachteile:
- Formaler Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt.
- Eintragung ins Betreibungsregister kann für den Schuldner ein schwerwiegendes Hemmnis sein, führt aber nicht immer automatisch zu einer schnellen Zahlung.
- Bei Erfolgsaussicht muss abgewogen werden, ob sich der Aufwand lohnt.
Inkasso als Alternative
Ein Inkasso-Dienstleister wie zum Beispiel Atradius tritt anstelle des Gläubigers mit dem Schuldner in Kontakt, verhandelt über Zahlungen und versucht, eine aussergerichtliche Einigung zu erzielen. Das spart Zeit und Kosten im Vergleich zum gerichtlichen Betreibungsverfahren. Mit Atradius Collections haben Sie eine erfolgsabhängige Lösung. Dies kann für Sie attraktiv sein, da Kosten nur bei Erfolg entstehen.
Machen Sie sich aber in jedem Fall vorher ein Bild von einem Inkasso-Dienstleister, damit sein Auftreten nicht negativ auf Sie zurückfällt: Professionelle Inkasso-Firmen verfügen über erfahrene Mitarbeiter, die professionell vorgehen. Automatisierte Prozesse machen zudem alle Vorgänge transparent. Dadurch lassen sich Forderungen oft schneller eintreiben, insbesondere wenn es sich um viele kleinere Beträge handelt, bei denen sich eine formale Betreibung nur bedingt lohnt.
Ratenzahlung als möglicher Kompromiss
Ob Sie sich für Betreibung oder Inkasso entscheiden: Ratenzahlungen können eine sinnvolle Option sein, wenn der Schuldner zahlungswillig, aber nicht zahlungsfähig ist. Bei einer Betreibung ist dies in der Regel nur durch direkte Vereinbarung mit dem Gläubiger möglich. Inkasso-Dienstleister hingegen sind darauf spezialisiert, individuelle Zahlungspläne auszuarbeiten. Wichtig ist, dass solche Vereinbarungen klar formuliert werden, um spätere Missverständnisse zu vermeiden.
Letztendlich hängt Ihr Entscheid eine Betreibung anzustossen oder einen Inkasso-Dienstleister zu beauftragen, von verschiedenen Faktoren ab – beispielsweise von der Höhe Ihrer Forderung, der bisherigen Zahlungs- und Kommunikationsbereitschaft des Kunden sowie den internen Ressourcen Ihres Unternehmens. Die Betreibung bietet einen amtlichen und verbindlichen Rechtsweg, ist jedoch zeitintensiv und formell. Ein Inkasso-Dienstleister kann hier schneller und flexibler reagieren.
Wenn Ihr Kunde trotz wiederholter Mahnungen nicht zahlt, sich in Ausreden flüchtet oder den Kontakt mit Ihnen verweigert, dann sollten Sie handeln. Zumindest, wenn der Rechnungsbetrag zu hoch für eine Abschreibung ist.
Ob Sie dies in der Schweiz über das Betreibungsamt anstossen oder einen seriösen Inkasso-Dienstleister beauftragen, können Sie am besten entscheiden, wenn Sie die Abläufe sowie Vor- und Nachteile beider Vorgehensweisen kennen.
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